Alpen, Sardinien & Apennin 2020; Tag 4

 
4. Tag; Di 22.09. La Thuile - Vinadio

 447 km

  
Der heutige Tag war recht anstrengend. Einerseits wegen der Länge der Tour, andererseits wegen des Wetters. Etwa die Hälfte der Tour hatten wir nasse Straßen, somit natürlich auch deutlich weniger Fahrspaß.
Zwischen der Abfahr früh um 8:30 Uhr und der abendlichen Ankunft am Hotel um 19:00 Uhr spulten wir immerhin 447 km ab und fuhren dabei über 11 Hochgebirgs Pässe.
Aber ganz der Reihe nach.

Los ging es nach einem guten Frühstück gegen 8:30 Uhr mit Nebel und feuchten Straßen bei einstelligen Temperaturen. Wenigstens regnete es nicht mehr. Die Auffahrt zum Kleinen St. Bernard fuhr sich trotz der Feuchtigkeit gut und machte sogar Spaß.
 
 
 
Auf der Passhöhe in 2.188 m Höhe angekommen sparten wir uns ob der Einsamkeit und des Wetters eine Pause. Ein ganz kurzer Fotostopp uns schon rollten wir wieder.
 
 
 
Zum Glück zeigte sich der Himmel in unserer Richtung etwas freundlicher, so dass wir positiv gestimmt in die Abfahrt fahren konnten.
 
 
Als zweiten Pass des Tages steuerten wir den Col de I'lsèran an. Er ist mit 2.770 m Höhe der höchste Pass der Alpen und damit sowohl für Heiko als auch für mich eine Premiere.
Auf Grund der Höhe besteht hier die Gefahr, dass bereits im September Schneefall zur Sperrung führt. Zum Glück hatten wir nur Nieselregen - manchmal kann beim biken auch Regen etwas Positives sein.
 
 

Auf der Passhöhe kamen wir bei trockenen Bedingungen an. Sogar die Straße war fast überall abgetrocknet. Nur die Temperatur hatte sich noch nicht aus dem Keller heraus bewegt.
Die Landschaft ist im Vergleich zu anderen Pässen nicht sehr spektakulär, eher schon schlicht graubraun. Evtl. liegt das auch daran, dass man sich mit den Bergspitzen schon fast auf einer Höhe wähnt.
Als wir uns nach nicht besonders langer Zeit wieder auf den Weg nach unten machten, konnte man noch gut erkennen, dass vor kurzem die Tour hier drüber gerollt ist.
 
 
 
 
 

Wieder unten im Tal angekommen, erwischte ich endlich eine Stelle, an der ich ungehindert das Schild der "Route des Grand Alpes" fotografieren konnte.
Denn immerhin 6 der 16 in dieser Route enthaltenen Pässe wollten wir heute fahren.
 

Den nächsten Pass auf unserer To Do Liste, den Col du Telegraphe mit 1.566 m Höhe, erreichten wir recht schnell. Bei der verhältnismäßig geringen Höhe auch kein Wunder, dass wir ratz batz oben waren.
 

Der Galibier forderte dann wieder mehr Aufwand. Mit 2.642 m Höhe immerhin der fünfhöchste Alpenpass.
Die Anfahrt war fahrtechnisch nicht besonders, längere Zeit gab es nur sanfte Kurven. Erst weiter in der Höhe begann es interessant zu werden.
 
 

Hier ein Rückblick auf die nicht so spektakuläre Anfahrt.
 

Oben am Galibier begrüßten uns tiefhängende Wolken, zum Glück ohne irgendwelche Flüssigkeiten abzusondern.
 
 
Die rechts im Foto sichtbare Werbung von Griffe Photos ist für Biker interessant. Ein Fotograf sitzt einige Kurven vor dem Pass direkt in einer schönen Kurve und knipst jeden vorbeifahrenden Biker.
Auf deren Seite kann man dann später mit Datum und Uhrzeit die Fotos anschauen und gegen einen "kleinen" Obolus auch käuflich erwerben, sowohl als Print als auch als Datei.
 

Die Passhöhe kann man übrigens auch durch einen Tunnel unterfahren, die Ausfahrt ist unten bei dem einsamen Haus zu erkennen.
Auf einen derartigen Unsinn haben wir natürlich verzichtet, man kann ja nicht so einfach ein Stück Passstraße ignorieren.
 
 
In der Abfahrt nach Süden schoben sich einige Wolken rücksichtslos in unsere Spur, so dass es ab uns zu schwierig wurde, den richtigen Weg zu finden. Glücklicherweise handelte es sich dabei um ein kurzes Intermezzo und bald konnten wir wieder zügig fahren.
 
 

Eine interessante Konstellation ergab sich in der weiteren Abfahrt, denn aus dem einen Pass heraus runter zu auf eine zweite Passhöhe zu fahren, das hatten wir bisher noch nicht.
Dort wo auf dem Foto das Haus zu sehen ist, befindet sich der Col du Lautaret, immerhin noch beachtlicht 2.058 m hoch.
Weiter ging es für uns links abwärts ins Tal, denn schließlich wollten wir bald wieder hoch auf den Col d'Izoard.
 
 
 

Auf dem weiteren Weg nach unten wurden uns wieder Kurven vom Feinsten präsentiert, die sogar trocken waren.
Und da wir auf Grund des Himmels nicht davon ausgehen konnten, dass dies so bleibt, haben wir selbige ordentlich genutzt.
 
 
 
Wenn man in den Bergen erst nach unten und dann wieder nach oben gefahren ist, was kommt dann? Richtig, der nächste Pass.
Bei uns war das der Col d'Izoard mit 2.360 m Höhe. Die Straße hier hoch war gut mit Serpentinen gespickt, ab dem kurz vor dem Pass liegenden Refuge Napoléon mit schönen langgezogenen Schleifen.
Auf der Passhöhe hielten wir uns nicht lange auf und stürzten uns bald wieder in die südliche Abfahrt.
 
 
 
Nicht weit hinter dem Pass erwartete uns die "Casse Desserte". Nicht etwa ein Dessert, sondern übersetzt bedeutet das menschenleeres Geröll.
 Hier wurde bestimmt schon mal ein Film mit Außerirdischen gedreht.
 
 

In der Folge erwarteten uns noch einige Kehren und Kurven, dann wurde die Straße wieder gerader und hatte nur noch wenig zu bieten.
Zum Glück erst unten im Tal kam dann das, was die Wolken schon seit einiger Zeit verkündeten - der Regen hatte uns erreicht.
Vor einem einsamen Gehöft stoppten wir und quälten uns in die Regenpelle, da wir von einer längeren Regenfahrt ausgingen.
 

Entgegen unserer Erwartung hielt der Regen nicht besonders lange an. Schon wieder ohne Niederschlag durchfuhren wir die nicht besonders lange, aber trotzdem beeindruckende Guil Schlucht.
 
 

Obwohl wir noch nicht im Tal angekommen waren, mussten wir einen Links-Schlenker einlegen und uns wieder aufwärts orientieren.
Die Anfahrt zum 2.108 m hohen Col de Vars bot keine Besonderheiten und auch die Abfahrt hatte straßentechnisch keine Highlights.
Aber direkt auf dem Pass gab es doch etwas besonderes, zwei sehr schick anzuschauende Bedürfnisanstalten. Leider waren die Eingänge verrammelt, nur mit Akkuschrauber wäre Eintritt möglich gewesen. Also mussten wir doch wieder hinter'n Busch.
 
 
 
Noch in der Abfahrt standen plötzlich direkt neben der Straße diese Erdpyramiden herum. Leider reichte unsere Zeit nicht zu mehr als einem Foto.
 
 
An der Kreuzung mit der D900 kam der heutige Moment der Entscheidung.
Fahren wir rechts herum in Richtung Bonette, was uns noch mal ziemlich hoch ins Gebirge bringen würde, oder nehmen wir die linke Variante über den nur 1.991 m hohen Col de Larche.
Rechts wartete Kälte, ~90km und vermutlich Wolken, Nebel und nasse Straßen, links 40 km, sanfte Steigungen und dann bald das Hotel.
Die Abstimmung dauerte etwa 30 sek, der Blick zum Himmel zeigte keinen Regen, also ab nach rechts.

Damit war unser nächstes Ziel klar, der Bonette sollte es sein. Und das zugehörige Schild zeigte zum Glück auch grün. Pass geöffnet.
Das bedeutete noch mal 1.500 Höhenmeter hoch, derer 2.000 nach unten und dann noch mal 1.500 hoch und etwa das Gleiche runter.
 
 
 

Je höher wir kamen, um so nebeliger wurde es und vor allem auch kälter. Die Griffheizung an meiner Tracer hatte ich schon eine Weile an.
Irgendwann fuhren wir im Nebel am Col de Restefond mit 2.680 m Höhe vorbei. Da dieser aber nicht direkt an der Straße, sondern etwas daneben an einer Parallelstraße liegt, haben wir auf einen direkten Besuch verzichtet.
Soweit ich weiß ist die Seitenstraße sowieso gesperrt, war uns aber egal, da wir sie eh nicht gesehen haben.

Etwas später, aber immer noch im Nebel, erreichten wir den Col de la Bonette.Der Pass ist an der Stelle der kleinen Verbindungsstraße wo unsere Moppeds und ich stehen.
Die Straße hinter dem Stopschild führt links zum Aussichtspunkt am Bonette Gipfel und von dort als Ringstraße wieder zurück zu der Stelle, wo Heiko gerade fotografiert hat. Dort geht auch die Straße rechts ab ins Tal, wo wir runter wollten.
Einen Moment haben wir überlegt, ob sich die kleien Runde zum Bonette bei diesem Dunst lohnt, denn Sicht war eh kaum. Aber zum Glück haben wir uns dafür entschieden.
 

Nach recht kurzer Fahrt waren wir an der Cime de la Bonette und damit am höchsten Punkt dieser Tour. In immerhin 2.802 m Höhe waren wir beide bisher per Mopped noch nicht, neuer persönlicher Rekord.
Da dies aber nur eine Straßenschleife um den Berg Bonette ist, zählt sie nicht als Pass.
Und nettwerweise hatte der Wettergott ein Einsehen und hat uns vom Aussichtspunkt tatsächlich etwas freie Sicht präsentiert. Einfach nur der Wahnsinn, was da an Bergspitzen aufgereiht war. Wie muss das erst bei schönem Wetter sein?
 
 
 
 
 

Auf Grund der Kälte hier oben haben wir die Pause nicht ausgedehnt und sind bald wieder los. Dabei passierten wir noch den Col de Raspaillon mit 2.513 m und danach das Camp des Fourches in 2.271 m Höhe.
Das kleine Militärcamp ist nicht mehr in Nutzung und die Gebäude verfallen langsam. Einige scheinen noch als Lager oder ähnliches verwendet zu werden, denn sie sahen deutlich besser aus als die verfallenen Kumpel.
 
 

Die Abfahrt bis Isola war nicht besonders spektakulär, denn die Straßen waren noch nass bzw. feucht und außerdemwaren wir nun wirklich groggy.
 
 

Vor uns lag aber noch ein weiterer Pass, der 2.350 m hohe Col de la Lombarde. Dies war Pass Nr. 11 in unserer heutigen Liste.
Am Beginn der Passstraße wurde uns etwas komisch zumute, als wir die tolle Straße sahen.
Zum Glück sah wirklich nur das erste kleine Stück so aus, im weiteren Verlauf wurde es viel besser. Aber so richtig genießen konnten wir heute eh nicht mehr.
 

Eine kurze Pause an der Passhöhe musste logischerweise sein, aber ansonsten verzichteten wir sogar auf Fotostopps.
Denn wir wussten bereits, dass wir morgen hier noch mal in der Gegenrichtung rüber müssen und der Wetterbericht dafür besseres Wetter versprach.
 

Der Weg zur Unterkunft zog sich dann ganz schön, da wir im Tal angekommen noch etwa 20 km fahren mussten. Gegen 19:00 Uhr erreichten wir die recht einfache Wolf Village.
Hatte etwa den Charme eines Ferienlagers, aber es bot uns alles, was wir brauchten.
Sogar einen Pool hatten sie - den wir allerdings heute nicht nutzen wollten.
 
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