1. Tag, Freitag, 12. Juni,  680 Kilometer

Es ist jetzt 20.30 Uhr und wir sitzen im Gasthaus "Zur Waldesruh" in Wanderath. Das heißt, wir sind tatsächlich hier an unserem Urlaubsort für eine Woche angekommen. Mit dieser Fahrt über 680 Kilometer, für die wir elf Stunden brauchten, erhielt ich im wahrsten Sinne des Wortes eine waschechte Feuertaufe. Gleich ab Cottbus, wo wir 8.00 Uhr starteten, begann die Tour mit leichtem Regen. Da hatten wir noch keine Regenkombi an. Aber schon in Almosen (nur 15 km weiter) zogen wir die Fromser drüber- und zogen sie bis zum Ende der Fahrt nicht mehr aus. Insgesamt mußten wir etwa neun Stunden in zumeist starkem Regen fahren. Dazu wehte ein heftiges Windchen, welches mich zum Teil ganz schön auf der Maschine durchschüttelte wie ein Mixgetränk. Durch die Gischt sah man zudem nicht gerade sehr gut; trotzdem erreichten wir einen Schnitt von 60 km/h. Zwar hatte ich noch einige Probleme beim schnellen Überholen, aber wichtig ist ja wohl, daß ich heil ankam.
Von der Gegend haben wir noch nicht viel gesehen, aber der Ausblick aus unseren Zimmern in der Ferienwohnung, die wir sofort fanden und 19.10 Uhr erreichten, ist herrlich. Vor uns liegt ein grünes, weites Tal mit ein paar Hügelchen am Horizont.

2. Tag, Samstag, 13. Juni,  81 Kilometer

Beizeiten (kurz nach 7.00 Uhr) waren Bert und ich ausgeschlafen. Allerdings nützte uns das sehr wenig, weil es Bert einfach nicht gelang, hier oben etwas zum Frühstück zu besorgen. Letztendlich aßen wir unsere übrig gebliebenen Kniften vom Vortag auf und fuhren später nach Mayen runter, um dort bei McDonalds zu frühstücken. So waren wir gestärkt für den notwendigen Einkauf: Lebensmittel, Getränke, Geschirrspülmittel, Lappen. Nachdem wir in Ruhe in der Ferienwohnung alles verstaut hatten, begaben wir uns zum Nürburgring, der nur knapp 9 Kilometer von hier entfernt ist. Im übrigen schien die Sonne, aber die Temperaturen waren recht niedrig (so etwa 11° C). Aber das war natürlich alles noch besser als Regen.
Am Nürburgring startete 16.00 Uhr das 26. Internationale ADAC-24-h-Rennen. Allein das Aufstellen des über 160 Autos starken Teilnehmerfeldes dauerte 2 Stunden. Wir saßen direkt an der Start-Ziel-Geraden und hatten so einen guten Blick auf Hans-Joachim Stuck, der mit seinem BMW Diesel auf der Pole Position stand. Gegen Abend fuhren wir erst noch einmal in die Wohnung zum Abendbrotessen. Dirk blieb danach hier, weil ihm erstens das Rennen nicht so gefiel und er dafür zweitens lieber Fußball schaute, weil doch zur Zeit die Fußball-WM auf dem Plan steht. Und wir fuhren noch mal an die Nordschleife, um das Rennen bei Nacht zu erleben. Von der Stimmung an der Strecke waren wir so gefesselt, daß wir erst gegen ein Uhr wieder gen Ferienwohnung düsten.

3. Tag, Sonntag 14. Juni,  23 Kilometer

Früh ließen wir es ganz gemütlich angehen: bis nach 10.00 Uhr schliefen wir aus. Nach einem langen Frühstück betrieben wir Motorrad- und Lederpflege, die es beide nötig hatten nach der Regentour am Freitag. Das Wetter wechselte zwischenzeitlich von sonnig bis nieslig. Während einer hellen Phase am Himmel starteten wir gen Nürburg, die wir uns als Wahrzeichen der Region unbedingt ansehen wollten So hatten wir einen tollen Rundblick auf die Eifeler Landschaft und auch auf die Nordschleife. Später rollten wir mit den Bikes zum Motodrom, um dort eventuell etwas über den Rennstand zu erfahren und eine Kleinigkeit zu essen. Das war gegen 15 Uhr. Auf einmal sahen wir, daß niemand mehr am Einlaß stand - da hatten wir natürlich nichts besseres zu tun, als uns ganz schnell auf die Haupttribüne zu bewegen. Dadurch durften wir also noch die letzten 39 Minuten des 24-Stunden-Rennens miterleben. Das hat richtig Spaß gemacht, den Durchhaltern zu zu jubeln auf ihren letzten Metern. Jedes Auto bekam ordentlich Beifall, jeder Fahrer und jede Fahrerin war eigentlich Sieger. Dann besichtigten wir in aller Ruhe das Fahrerlager. Ach, war das toll, alles zusammengenommen!
Für morgen haben wir uns die Mosel-Tour vorgenommen, hoffentlich spielt das Wetter mit!

4. Tag, Montag 15. Juni, 246 Kilometer

Obwohl der Wetterbericht für den ganzen Tag ständige Schauer und Gewitter angesagt hat, machten wir uns auf die Tour. Bloß gut! Wir hatten uns die Fahrt entlang der Mosel ab Cochem Richtung Trier ausgekuckt. Ein paar Schauer hatten wir tatsächlich dabei, die leider auch immer unseren schönen Schwung raus nahmen. Am Anfang hatte ich außerdem mit einer widerspenstigen Yammi zu kämpfen - sie war doch etwas zu weich gestellt. Dabei passierte es auch bei einer Kurvenreichen Talfahrt, daß für einen Moment mein Herz aussetzte und die Knie windelweich wurden, weil ich das Gefühl hatte, gegen die Gesteinswand zu fahren. Aber mein Talisman bewahrte mich vor schlimmen Abflügen. Gleich bei der nächsten Pause stellte Bert Yammi eine Stufe härter. Jetzt komme ich immer noch recht gut runter und Yammi hüpft nicht mehr so doll. Die Fahrt direkt entlang der Mosel war zwar nicht schlecht, aber wegen dem vielen Verkehr sehr langsam. In der Nähe von Alf bog deshalb Andreas als unser hiesiger Reiseführer nach rechts ab, wo es steil nach oben auf die Weinhänge und weiter in's Moseler Vorland ging. Dort drehten wir auf einsamen kleinen Landstraßen mit herrlichem Rundblick eine große Schleife, um später in Krov wieder zur Mosel runter zu kommen. Dort aßen wir Mittag und entschieden uns, nicht nach Trier weiter zu fahren. Viel lieber verabschiedeten wir uns von der Mosel - nicht aber ohne zuvor einem Weinbauern einen Besuch auf einen Schoppen Riesling abzustatten. Mmh, hat der geschmeckt! Die Männer haben sich sogar gleich 2 Liter-Flaschen lieblichen Weißwein mitgenommen. Vielleicht bestellen wir ja mal eine Fuhre.
Kurz nach dem Weinbauern bogen wir nach rechts ab in Richtung Wallenborn, dort, wo die Eifel (als junges Vulkangebiet) noch brodelt. In Wallenborn wollten die Leute mal in den 30-er Jahren nach Wasser bohren - und stießen dabei auf unterirdische Gaskammern in etwa 20 m Tiefe. Sie bohrten zwar noch auf 40 m runter, aber seitdem steigt nach 35 Minuten für jeweils 20 Minuten das angesammelte Gas an die Oberfläche. Das Ergebnis: Das stark schwefelhaltige Wasser gluckst, murmelt, brodelt, als wenn es kochen würde. Dabei hat es nur etwa 6 °C aufzuweisen. Während wir auf den Brodelvorgang warteten, zog ein kräftiger Regenguß vorüber, so daß uns dieser nicht während der Fahrt stören konnte. Danach fuhren wir geradewegs nach Wanderath zurück. Cirka 250 Kilometer standen damit für heute zu Buche.

5. Tag, Dienstag 16. Juni, 186 Kilometer

Bert hat heut 20,8 Kilometer mehr auf seinem Tacho - er fuhr nämlich heute kurz vor 19.00 Uhr in 13.07 Minuten über die Nordschleife des Nürburgringes. Eigentlich wollte ich ja auch unbedingt fahren, damit ich erstens mitreden, zweitens die Nordschleife selbst erleben und drittens endlich den Nürburgring-Aufkleber, den wir am Sonntag kauften, auf Yammi kleben kann. Doch zuerst (immer von 17.45 bis 19.00 Uhr ist der Ring öffentlich) war dermaßen Betrieb vor allen Dingen von Autos, daß sich kaum ein Motorradfahrer auf die Strecke wagte. Außerdem dauerte es ewig, bis man an den einzigen Ticketautomaten ran kam. Und dann wurde es im Norden der Schleife zunehmend dunkler und dunkler. Einer meinte schließlich auch, daß es anfing, dort zu nieseln; deshalb ließ ich es lieber sein, ebenso Andreas. Nur Bert war halt nicht zu halten mit seiner frisch getauften Fazzi. Gleich danach brachte er seinen Aufkleber auf. Nun ja, ich werde am Donnerstag sozusagen in den Ring steigen...

Abgesehen vom Nürburgring verbrachten wir den heutigen Tag mit dem kreuz und quer befahren der Eifeler Straßen zwischen Kelberg und Gerolstein bis runter nach Kyllberg. Da ging es beständig hoch und runter, mal mit weiten, mal mit engen Kurven und Kehren. Das fährt sich richtig gut, obwohl ich bei den Straßen der untersten Ordnung Probleme mit einer bockigen Yammi habe. Zwischendurch besuchten wir die Maare bei Daun, wo gleich drei nebeneinander liegen. Allerdings fanden wir nicht's besonderes daran, denn bis auf die Tatsache, daß sie sehr tief liegen, sehen sie wie ganz normale Badeseen aus.Ist halt nur die Entstehung bemerkenswert. Nach dem Besuch der Maare zogen erst einmal wieder dicke Regenwolken auf, die sich leider auch entleerten. Noch ein paar Mal wiederholte sich diese spezielle Art von Dusche. Irgendwann landeten wir in Gerolstein, wo wir endlich eine warme Imbißstube fanden und eine Kleinigkeit zu uns nahmen - vor allen Dingen warmen "Kaffee" und Tee. Mir war ganz schön kalt geworden; hatte mich auch nicht richtig angezogen, weil der Wetterbericht besseres Wetter angekündigt hatte.

Nachmittag lauerten wir auf eine regenfreie Phase, um mal wieder - zum insgesamt 4. Mal - nach Pützborn bei Daun zur Sommerrodelbahn zu fahren, da sie nicht bei Regen betrieben wird. Dieses Mal hatten wir endlich Glück und die Männer fuhren wie die Deibel runter - ich glaube, jeder vier Mal. Ich selbst fuhr zwei Mal runter. Leider ist der Spaß nur 600 m lang - also viel zu kurz.

Morgen wollen wir nach Belgien. Hoffentlich ist endlich das Wetter etwas besser! Es muß ja nicht unbedingt die Sonne scheinen, aber regnen soll es nicht mehr!!!

6. Tag, Mittwoch 17. Juni, 388 Kilometer

Wie geplant fuhren wir heute Belgien besuchen. Zuerst auf Bundes- und Autostraßen bzw. Autobahn bis nach St. Vith, was bereits auf belgischen Territorium liegt. Die alten Grenzanlagen sind zwar noch zu sehen, aber völlig bedeutungslos. Von St. Vith aus ging es mitten rein in die Ardennen über Beho, Houffalize, La Roche, Vielsam, Stavelot bis hin nach Spa-Francorchamps. Dabei durchquerten wir kleine Dörfer, überquerten zahlreiche Berge. Es ist unheimlich grün in Belgien und an unserer Route gab es null Industrie, so gut wie keine bearbeiteten Felder, dafür sehr, sehr viele wildwachsenden Wiesen und ebenso viele Gehege mit Rindern, Pferden, Schafen und sogar mit Eseln. Die Häuser haben kleine Ausmaße und sind zumeist aus Naturstein oder mit Naturstein verkleidet. Und noch eines fiel mir auf: die Belgier scheinen permanent ihre Freizeit beim Camping zu verbringen, da wir zahlreiche, riesige Campingplätze sahen.

Die Straßen hatten wir fast für uns allein. Aber am schönsten waren die Kurven! Meistens weit ausladend, so daß man(n) mit viel Power - ich natürlich mit ein wenig weniger - das geschlängelte Asphaltband unter die Räder nehmen konnte. Auch einige schöne Wedelkurven waren dabei. Die Männer konnten sie voll auskosten. Bei mir klappte es noch nicht so. - Wobei, an einer Stelle, wo es hoch ging und wir später eine Fotosession veranstalteten (mit mir als Fotograf und die Männer als Models), hatte ich ein gutes Gefühl beim Wedeln. Da war aber auch die Straße recht großzügig gebaut; meistens ist ja nicht so viel Platz.

In Houffalize besichtigten wir einen vom 2. Weltkrieg übrig gebliebenen Panzer. Hatte der dicke Stahlplatten! Wohl gepriesene belgische Fritten probierten wir in Trois-Ponts. Auf jeden Fall waren die Fritten groß und warm genug, um meinem knurrenden Magen zu Freudensprüngen zu verhelfen und mich außerdem innerlich zu wärmen.

Richtig interessant wurde es danach: Auf einmal, kaum daß wir es richtig merkten, befanden wir uns mitten auf der Grand-Prix-Strecke in Spa-Francorchamps! Die beiden Längsseiten sind nämlich die meisten Tage im Jahr ganz "normale" Landstraßen. Leider hatte es gerade ordentlich geregnet und die Straße war logischerweise plitschnaß. Deshalb fuhren wir erst einmal  relativ vorsichtig die eine Seite hoch und die andere wieder runter. Dabei sahen wir das hintere Drittel der Rennstrecke - leicht abgesperrt. Dann wollten wir eigentlich nur noch ein Foto in der Boxengasse schießen. Dabei fielen uns zwei holländische Heizer auf Rennmaschinen auf, die irgendwie immer ringsrum fuhren, demnach also auch die "verbotene" Strecke befahren mußten. Bert sofort hinterher, um zu schauen und uns später zu berichten, daß die beiden tatsächlich die Absperrung ignorierten und die Strecke komplett befahrbar ist. Und nach dem Motto: "Was die dürfen, dürfen wir schon lange!", fuhren wir alle Viere unsere erste bzw. Bert's zweite Grand-Prix-Runde! Noch bei nasser Strecke, dennoch geil! Vor unserer nächsten und letzten Runde tranken wir noch einen Kaffee, damit die Bahn abtrocknet. Für einen kurzen Moment klappte das auch. Leider fing es dann schon wieder an mit nieseln, eine dritte bzw. vierte Grand-Prix-Runde kam darum nicht zustande. Die Nach-Hause-Fahrt machte uns nicht viel Spaß wegen Regen, Kälte und auch Erschöpfung. Ach na ja, das ist inzwischen vergessen, die Grand-Prix-Strecke dagegen nicht!

7. Tag Donnerstag 18. Juni, 151 Kilometer

Heute nieselte es wieder mal, so daß wir uns fast den ganzen Tag ausruhten. Am Abend fuhren wir dann doch noch zur Nordschleife, um eine Runde auf der legendären "Grünen Hölle" zu drehen. Heute war nicht so viel los wie Dienstag; dafür standen bereits ein paar Renner (Marke Porsche etc.) an der "Startaufstellung". Es reihten sich auch noch ein Lamborghini und ein rasender Oldtimer ein. Vom Gucken her war damit mehr los.
Um das gleich mal festzuhalten: Bert fuhr 13:08, Andreas 13:25, meine Wenigkeit 16:04. Und das für 20,8 km! Das war aber auch ein rauf und runter, hin und her und mal alles zusammen! Ich mußte außerdem andauernd den Rückspiegel beobachten, um nicht aus versehen zu Hackfleisch verarbeitet zu werden von Heizern auf zwei und vier Rädern. Was soll ich auch für Eleganz in den Kurven erwarten bei nicht ganz 2.000 Kilometern Motorrad-Erfahrung! Außerdem stellte ich für mich fest, daß die Straße in Spa wesentlich bessere Qualitäten aufweist als die Nordschleife. Auf jeden Fall möchte ich nach ein paar tausend Kilometern mehr Erfahrung gern noch mal die Nordschleife befahren. Dann sehe ich sie sicher mit ganz anderen Augen!

So, nach dem heutigen Ausruhtag möchten wir morgen das kleine Land Luxemburg erkunden. Von hier bis zur Grenze zur Stadt Vianden sind es allein 105 Kilometer. Das werden also morgen wieder ein paar anstrengende Meter.

8. Tag, Freitag 19. Juni, 384 Kilometer

Luxemburg ist landschaftlich Belgien sehr ähnlich. Beide Länder haben auch das gleiche Geld. Aber die Häuser in Luxemburg sind ganz anders gebaut, ähneln mehr dem italienischen Stil. Es gibt unheimlich viele Burgen - teils als Ruine, teils instand gesetzt. Aber auch Schlößchen und tolle Villen sahen wir ebenso wie allein gelassene, heruntergekommene Häuser. Die Straßen waren zum Teil sehr gut ausgebaut, manche untergeordnete Straße entpuppte sich jedoch wie in Deutschland als Hoppelpflaster für Yammi. Andreas hatte die Strecke so ausgesucht, daß wir fast immer entweder den Fluß Sùre oder den Fluß Our neben uns sahen. Im übrigen muß ich gleich zu Anfang betonen, daß ich zwar gestern von den Männern als "Nordschleifenschleicherchen" getauft wurde, aber heute ganz gut mithalten konnte.

Nun zu unserer Tour: Nach Bitburg nahmen wir den direktesten Weg über Kelberg und Daun. Von Bitburg fuhren wir auf einer toll ausgebauten Straße nach Echternach. Die Grenze nach Luxemburg war noch unauffälliger als die belgische. Von Echternach gondelten wir gemütlich entlang der Sùre (auf deutsch Saure) nach Dillingen, wo wir links nach Beaufort abbogen und dort einer der vielen Burgruinen einen Besuch abzustatten. Dabei erhielten wir per Dias und Ton einen sehr interessanten Einblick in das Leben der früheren Adelsfamilien. Die jetzt noch vorhandene Burg entstand etwa um 1130, Ende des 17. Jahrhunderts wurde sie dem Verfall überlassen. Nach der eingehenden Besichtigung aller Räume und Nischen stellte ich fest, daß wir für diese 3,- Mark Eintritt p.P. wesentlich mehr gesehen und erfahren haben als für die 4,- Mark auf der Nürburg. Deshalb taten uns die 1 1/2 Stunden, die wir dort verbrachten, gar nicht leid.

Recht interessant wurde der anschließende Versuch von Andreas, über Bigelbach wieder runter an die Sùre zu kommen. Es wurde eine Rundfahrt um die Beauforter Felder auf einem ganz kleinen Feldsträßchen. Und dann waren wir halt wieder in Beaufort. Also, zweiter Versuch. Dieses Mal landeten wir in Reisdorf, wo wir nach links nach Bettendorf und schließlich nach rechts nach Vianden abbogen. Für Vianden hatten wir leider keine Zeit, denn es scheint so vom ersten Anblick ein recht hübsches Städtchen mit einer tollen Burg in der Mitte und einer romantischen Innenstadt zu sein. Nein, Vianden war heute für uns nur zum Durchfahren "gut" - aber wir merken uns den Ort!

Nach einem Tankstopp begaben wir uns auf die Ardennen-Eifel-Straße in Richtung belgischer Grenze. Nur weit kamen wir zunächst nicht, weil ein Besucherstollen des dortigen riesigen Pumpspeicherwerkes bei Ritscheid uns zur Besichtigung verführte. Der Besucherstollen war beeindruckend, denn man kann bis zur Schaltzentrale und Turbinenhalle gucken gehen (beide mit dickem Glas abgeschirmt, aber gut sichtbar). Um diese Besichtigung komplett zu machen, schauten wir uns noch das riesige Oberbecken in Stolzenburg an.

Unsere große Rundreise durch Luxemburg führte uns zudem noch nach Clervaux, Wiltz, Esch-sur-Súe, Göbelsmühle, Diekirch, Vianden. Dann wollten wir nur noch eines - Pause machen; Abendbrot essen und zurück in die Ferienwohung. Gleich in Gleichingen, ca. 5 km von der Grenze entfernt, trafen wir auf eine "Alte Schmiede", wo wir Trank und Speis für uns fanden. Danach ging es im rasanten Tempo gen Ferienwohnung.

Ach so: Auf der Hinfahrt nach Luxemburg tauschten die Männer jeweils für eine kleine Strecke ihre Motorräder. Fazit: Die eigene Maschine ist die Beste! Bei Fazzi meinten die beiden anderen, daß Bert für diese Bremsen einen Waffenschein braucht.

9. Tag, Sonntag  20. Juni, 189 Kilometer

Nun wollte ich gerade schreiben, was für einen wunderschönen Abschluß des Urlaubs wir hatten, da passierte mir diese Tolpatschigkeit: Das fast volle Tablett mit Geschirr fiehl mir runter! Zwei Teller gingen völlig zu Bruch, zwei sind stark beschädigt. Nu mal sehen, was unsere Wirtin morgen früh dazu sagt.
Ansonsten hatten wir heute aber wirklich einen sehr schönen Tag. Zuerst das Ausschlafen, dann das sehr gemütliche Frühstück. Erst halb Zwölf begaben wir uns bei absoluten Sonnenschein auf unsere letzte Tour durch die Eifel. Das erste Stück bis zum Effelsberg bot zwar tolle landschaftliche Aussichten, aber die Qualität der Straßen! Nur Hoppelpflaster für mich, also richtig schwere Arbeit. So mußten die Männer andauernd auf mich warten. Aber wie gesagt: die Straßenführung war super.

In Effelsberg suchten wir das weltweit einzige voll bewegliche 100-m-Radioteleskop auf. Und es steht nicht auf dem Berg (wie man vielleicht erwarten würde), sondern im Tal. Das Teleskop sieht aus wie eine riesige Obstschüssel. Besonders gewaltig wirkt der riesige Koloß, wenn er sich bewegt und dreht. Auch das bekamen wir zu sehen. Alles passiert wie von Geisterhand gelenkt, denn Menschen haben wir gar keine gesehen. Dafür schauten wir uns für 1,- DM einen Videofilm über die Entstehung und Funktion des Radioteleskopes, welches 1972 eingeweiht wurde, an.

Nach Effelsberg wurde die Straße ganz nach meinem Geschmack: glatt und mit vielen herrlichen Kurven, die wieder zum größten Teil großzügig ausgebaut waren. Irgendwo dort auf der Strecke fotografierte mich Bert endlich in Schräglage (oder auch nicht, das wird das Foto zeigen). Die Tour führte über Mutscheid, Schuld, Müsch nach Nohn. Ja wirklich, wir versuchten es noch einmal mit dem Wasserfall (ohne Dirk, der partout keine Lust hatte). Insgesamt mußten wir mit Lederhosen und bei großer Hitze ca. 15 min. Laufen, um das fallende Wasser zu erreichen. Durch starken Kalkgehalt "wächst" der Wasserfall regelrecht. Zuerst bildet sich ein starker Moosbart, der dann nach und nach verkalkt. Das ganze Gebilde sah phänomenal aus, das Wasser frischte uns zudem herrlich auf. Am liebsten wäre ich dort gar nicht mehr weg für den Rest des Nachmittages, aber es lockten uns ja noch zwei Ziele: Der Sumpfbrubbel bei Oberehe und - die Sommerrodelbahn bei Pitzborn (Daun).

Ersteres fanden wir nicht, zweites dafür um so schneller. Für jeden kauften wir gleich drei Karten und brausten mit Vergnügen die 600 m hinunter. Unsere Begeisterung steckte den Kontrolleur am Anfang der Bahn so an, daß er uns jedem noch eine 4. Runde "spendierte". Während ich bereits am ersten Tag fast von Anfang an ungebremst hinunter fuhr, wagten sich das erst heute die Männer bei der letzten Runde. Na ja, sie sind ja auch etwas schwerer, da bekommt die Masse mehr Schwung als bei mir!!!

Nach dem Rodeln fuhren Dirk (der noch einmal die Nürburg fotografierte) und ich direkt zur Ferienwohnung. Bert und Andreas wollten "nur" die andere (längere) Strecke von Kellberg aus fahren. Erstens wegen den Kehren vor Virneburg und zweitens, weil Andreas seine "60.000" erwartete und die gern heute noch erreichen wollte. Aus dem kleinen Abstecher wurde eine wesentlich größere Strecke über Nürburgring und so, so daß beide 1 1/2 h später als ich zurück kamen und Andreas sein Kilometerstand jetzt sogar schon 60.047 anzeigt. Und Dirk und ich hatten so schön das Abendbrot auf der Veranda aufgebaut! Wir hatten auch schon mit Essen angefangen.

Nun möchte ich zum Schluß doch noch die Ferienwohnung beschreiben, denn die Adresse kann man sich merken: Die Wohnung war früher der Keller, allerdings auf ebener Erde, da das Haus an einem Hang liegt. Unsere Motorräder konnten wir direkt vor die Tür auf die Veranda fahren, wo außerdem für sonnige Tage ein Tisch und vier Gartenstühle parat stehen. Bei mehr Personen sind noch zwei Bänke da. Von der Veranda aus kommt man zu einem wirklich großen Wohnzimmer, ausgestattet mit einer Bar inklusive Barhockern, zwei Sofas und zwei Sesseln und mehreren Tischen (ein großer und viele kleine). Also herrlich bequem!

Von dort gelangt man in den Flur mit Küchenecke (Herd, reichlich Abstellflächen, Spüle, Kaffeemaschine, Toaster, Kühlschrank und sogar noch einen Tisch mit Hockern). Vom Flur aus betritt man das kleine Zimmer mit 2 Einzelbetten (und Waschbecken), das große Zimmer mit Doppel- und Einzelbetten (und auch Waschbecken) sowie den Heizungsraum - oder für uns vielmehr Toilette mit Duschecke. Mir gefiel, daß viele Abstell-Möglichkeiten vorhanden waren. Und die Aussicht!

10. Tag, Sonntag 21. Juni, 664 Kilometer

Pünktlich 8.00 Uhr setzten sich unsere Maschinen gen Osten in die aufsteigende Sonne in Bewegung. Oh, wurde das heiß heute! Bereits 10.00 Uhr waren 28° C im Schatten. Was wir also auf der Hinfahrt zu kühl und naß hatten, war heute zu heiß und trocken. Ich meine, wir haben natürlich nichts gegen Sonne und schönes Wetter. Aber auf den Parkplätzen ist einfach zu wenig Schatten, um sich während der Pausen einigermaßen zu erhohlen. Außerdem knallte die Sonne während der Fahrt auf den Helm, was man nach und nach auch merkt.
Dennoch sind wir super durchgekommen, so daß wir schon 16.45 Uhr zu Hause ankamen. Während der Fahrt ging mir durch den Kopf, was doch so eine Woche intensives Härtetraining bewirken kann: Hinzu hielt ich verkrampft die Lenker fest und war heilfroh, die Ferienwohnung und somit sozusagen wieder festen Boden unter den Füßen gehabt zu haben. Zurück zu trällerte ich ein Lied bei 130 km/h, grüßte manchmal sogar entgegenkommende Motorräder und fühlte mich ansonsten pudelwohl auf meiner (manchmal hüpfenden) Yammi. Die Männer haben ganze Arbeit geleistet!

Insgesamt bin ich in diesem Urlaub (laut meinem Zähler) 2.905 Kilometer innerhalb von 10 Tagen gefahren. Bert brachte es mit seiner Fazzi auf etwas über 3.100 Kilometer, denn er fuhr ein bißchen mehr. Und Andreas fuhr mit Jenny 3.090 Kilometer (eine Nürburgring-Runde weniger als Bert).